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Von Buenos Aires bis zum "Fin de Mundo", dem Ende der Welt

oder

Feuerland und Patagonien, dort wo der Wind zu Hause ist

Der Weg nach Patagonien führte mich zuerst nach Buenos Aires, welche auch als die Stadt der guten Lüfte bzw. Winde bezeichnet wird. Die stetig vom Atlantik wehenden Winde, sind einer der Gründe, die die europäischen Einwanderer veranlasste, hier zu siedeln. Die Stadt wurde zur Metropole, dem Paris der südlichen Halbkugel, denn die Fassaden der Häuser, die Straßen und Cafés erinnern an Paris und Wien. Eigentlich ist Buenos Aires eine eigene Reise wert. Mit seiner 140m breiten Avenida 9 de Julio deren Mittelpunkt ein Obelisk bildet (man denkt sofort an Paris). Jeden Donnerstag während der Militärdiktatur forderten auf dem Plaza de Mayo, vor dem unsymmetrischen Regierungsgebäude "Casa Rosada", die Mütter der "Verschwundenen Kinder" um Auskunft zu ihren vermissten Kindern. Dieser Platz bestimmte oftmals das Schicksal Argentiniens und vom Balkon des Casa Rosada sprach einst Eva Perón, die heute im Familiengrab der Duarte auf dem sehenswerten Friedhof von La Recoleta liegt. Die täglich frischen Blumen am Grab zeugen auch heute noch von der tiefen Verehrung der Argentinier. Im Gegensatz zu der Ruhe hört man in La Boca, dem farbenprächtigsten Viertel mit den kunterbunten Wellblech verkleideten Häusern, das Bandoneon zum Straßentango spielen. Denn was wäre diese Stadt ohne den Tango? 

Mein Reiseziel liegt in den Patagonischen Anden, hier möchte ich das "Patagonische Paradox", wie es der Schriftsteller Paul Theroux nannte, erleben. 

" Den Gegensatz zwischen den Riesigen und Winzigen " 

Auf den endlos langen Straßen geht es zum Lago Buenos Aires am Fuß der Anden, fast 2000 km von der gleichnamigen Metropole entfernt. Auf einer Estancia, mit dem durch hohe Pappeln geschütztem Wohnhaus spürt man, dieses Land gehört dem Wind. Die Eindrücke der Stadt sind noch nicht verarbeitet und so kann ich die Weite der Landschaft noch nicht ganz erfassen, hier wohnt der nächste Nachbar, wirklich erst weit hinter den Horizont. An den Felsen hoch über dem Rio Pinturas besuche ich die Cueva de las Manos (Höhle der Hände). Die Tehuelche-Indianer haben hier in drei Epochen Felszeichnungen mit mineralischen Farben und vor allem die Abdrücke ihrer Hände hinterlassen. Das Rätsel, warum die Indianer vor allem linke Hände als positiv und negativ Abdrücke an den Felswänden hinterließen, ist bis jetzt ohne Erklärung. Die Intensität der roten und gelben Farbtöne, die die Silhouetten der Hände umgeben, läßt kaum das Alter von bis zu 10.000 Jahre erahnen.

click it biggerIn der Nähe des malachitgrünen Lago Posadas am Lorenzo Massiv sehe ich zum erstenmal den Kondor, er patrouilliert in seinem Reich. Kreisend in den ständigen Aufwinden, nach Aas suchend, zieht er seine Runden und wenn er im Kurvenflug seine Seite zeigt, sieht man die weißen Flecken auf den mächtigen Flügeln.

Weiter geht es auf der Schotterpiste nach Süden, das Rattern beim überqueren der Viehgitter wird zur angenehmen Unterbrechung in der gleichförmigen Landschaft, rechts die Andenkordillere und links die Weite der Steppe. Schafe, der frühere Reichtum der patagonischen Steppe, sieht man hier am Rande der Anden jedoch nur noch vereinzelt.

Beim abendlichen Asado auf einer Estancia wird dann ein Schaf gegrillt. Der Gaucho hat sich für uns besonders festlich gekleidet und mit Reitstiefeln und Bombacha (einer weitgeschnittenen Pumphose) steht er am Feuer und begießt, dass am Eisenkreuz befestigte Schaf mit gesättigtem Salzwasser. Dann trinken wir den bitteren koffeinhaltigen Mate-Tee. Dieser Tee, auch Yerba genannt, wird aus den getrockneten Blättern des Mate-Strauchs gewonnen. Getrunken wird er, durch ein Silberröhrchen (der Bombilla) aus einem getrockneten Flaschenkürbis, einer Kalebasse.

Am nächsten Tag erreichen wir den kleinen aufstrebenden Ort El Chaltén, einen dieser Punkte auf der Erde. Ein magischer Anziehungspunkt aller extrem Bergsteiger aus aller Welt. Der Name des Dorfes stammt übrigens vom imposanten Granitfelsen dem Fitz Roy. Dieser 3375m hohe Fangzahn der Anden war für die Indianer ein heiliger Berg und wurde Chaltén genannt. Beim Trecking zum Basiscamp des Fitz Roy's und dann am folgenden Tag am Cerro Torre spüren wir, warum diese Berge zu den schwierigsten der Welt gehören.

Es sind die unkalkulierbaren Winde 

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An einem windstillen Tag und im strahlenden Sonnenschein ist der Aufstieg zur Schneegrenze des Fitz Roy eine mittelschwere Bergwanderung. Doch 24 Stunden später nahe dem Basiscamp des Cerro Torre zwingen uns die unberechenbaren Windböen, einige der exponierten Stellen auf allen Vieren zu bewältigen.

 

Weiter geht die Reise nach El Calafate am türkisfarbigen Lago Argentino. Diese Kleinstadt hat ihren Namen vom Calafate-Strauch und es wird erzählt, wer als Fremder die Beeren gekostet hat kommt wieder. So habe ich von jedem erreichbaren Strauch einige Beeren gegessen, auf das sich die Geschichte bewahrheitet.El Calafate dient als Ausgangspunkt zum Parque Nacional Los Glaciares. Mit dem Ausflugskatamaran geht es auf den Lago Argentino zum Upsala- und Spegazzini-Glescher. Das Boot gleitet an unzähligen kobaltblauen Eisbergen vorbei, die bis zu 70m hoch sein sollen. Doch kurz vor der Gletscherzunge muss der Kapitän, wegen der zu hohen Anzahl an Treibeisschollen, abdrehen. Mit einem Jeep erreichen wir am nächsten Tag den Gletscher Perito-Moreno. Dort bietet uns der Gletscher, mit seiner blauen und zerklüfteten Abbruchkante, ein grandioses Bild. Dann erleben wir das Kalben des Gletschers, mit einem Knall bricht ein Stück der 60m hohen Gletscherzunge ab, stürzt in den See, um dann als neuer Eisberge aufzutauchen und langsam weg zu driften. Es ist einmalig.

Auf nach Chile, und mit einer Tagesfahrt ist dann der Torres del Paine Nationalpark erreicht. Diese seenreiche Steppenlandschaft mit ihren Granitbergen ist von der UNESCO zum (Biosphären Reservat) erklärt worden. Hier erleben wir eine Überraschung, die auf der bisherigen Reise so scheuen zimtfarbigen Guanakos sind völlig zutraulich. Zu fürchten habe die hochmütig wirkenden Tiere nur den hier lebenden Puma und so schauen mich diese Tiere mit großen Augen und langen Wimpern an.

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Auch dieser Nationalpark wird vom Wind beherrscht. Am Lago Pehoé zeigt er wieder eindrucksvoll seine Kraft, in dem er die See aufpeitscht. Die Wellenkämme zerstäuben im Wind und waagerecht fliegt uns das feine Wasser entgegen, fotografieren oder auch nur einige Meter gehen ist fast unmöglich. Neben dem See bestimmen die mächtigen Berge das Bild. Der durchs Granit und Sediment-Gestein eindrucksvoll gezeichnete Paine Gipfel mit seinen drei Türmen, sowie die wie Stierhörner aufragenden mächtigen Torres del Paine geben dem Park den Namen. 

Den Abschluss meiner Reise bildet Feuerland das Tierra de Fuego 

Es ist Sommer und Ushuaia, die südlichsten Stadt der Welt, mit ihrer Bucht präsentiert sich im schönsten Licht. In Yamana der Sprache der Ureinwohner bedeutet "Ushuaia, die Bucht, die sich dem Sonnenuntergang zuwendet" und besser kann man diesen Ort nicht umschreiben.

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Der Nationalpark Feuerland Tierra de Fuego mit seiner rotgelben Moorlandschaft, seinen sturmgebeugten Bäumen und Südbuchenwäldern, die sich bis zur felsigen Meeresküste ziehen, bietet ein unbeschreibbares Erlebnis. An der Lapataia Bucht im Nationalpark endet oder beginnt auch der berühmte Panamericana-Highway und ein Schild fixiert diesen Punkt:

Aqui finaliza la Ruta No3 Alaska 17848km

Auf dem Weg zurück zum Auto sind dann wieder die einmalig bunten Moorflächen und ein Gewirr von Baumstämmen zu queren, welche durch die zerstörerische Fleißarbeit der Biber entstanden sind. Bei einer Fahrt auf dem Beagle Kanal, zur Estancia Harberton den für mich südlichsten Punkt meiner Reise, geht für mich ein Wunsch in Erfüllung, ich bekomme endlich Pinguine zu sehen. Auf den kleinen Inseln im Beagle Kanal sehen wir Kolonien von Seelöwen, Pelzrobben, Pinguinen und Königskomorane. 

Patagonien ist einmalig schön, der Reisende findet einerseits die Weite und das Monumentale andererseits auch das Winzige, doch vor allem ist er nie allein, der Wind ist ein ständiger Begleiter.