zurück

Auszug aus dem Schliffsjournal der Bark "August", im Jahre 1846


 

April 8:
Insel Jan Mayen in WNW, Distanz 12 bis 14 Seemeilen. 
April 9:
Leichte Brise aus SSW. Distanz 2 Meilen, große Scharen junger und alter Robben auf dem Eise, steuerten dann SW und hatten gegen Abend das Unglück, nur eine Meile von einem ungeheuren Stapel Robben entfernt, einzufrieren, holten trotzdem 60 Stück einzeln liegende junge Robben an Bord.
April 10:

Das Schiff ist eingefroren. Morgens 4 Uhr machten wir mit der ganzen Mannschaft “Fall“. Nachdem unsere Leute dreimal die Tour nach einem etwa eine Meile entfernten Robbenstapel zu Fuß gemacht hatten, kamen sie abends um 8 Uhr an Bord zurück. 500 Robben geschlagen. - Starker Frost und Windstille-
April 11:
Wind und Wetter unverändert; jedoch mehr Dünung, wodurch das Eis stellenweise aufbrach und lose wurde. Morgens und vormittags versuchten wir vergeblich, durch Sägen und Winden in leichtes Bayeis zu kommen. Nachmittags machten wir “Fall“. Nach sechs Stunden kehrten die Leute zurück. Es war ihnen nicht mehr möglich gewesen, nach dem Stapel der Robben hinüberzukommen. Viele der Mannschaften sind auf dieser Tour durch das Eis gefallen.
April 12:
Versuchten unter starkem Segeldruck bei O.S.O. Winde, in leichteres Bayeis zu kommen - jedoch wieder vergeblich- Mittags wurde das Eis loser. Arbeiteten mit der Hälfte der Mannschaft in ein Wasserbassin hinein und ließen die andere Hälfte “Fall“ machen. Wegen des eingetretenen Nebels und des starken Mahlens des Eises war es den Schaluppen jedoch nicht möglich gewesen, zu dem Robbenstapel zu gelangen. Sie kehrten erst spätabends mit nur 80 Robben zurück und waren der großen Gefahr ausgesetzt gewesen, das Schiff nicht wieder zu erreichen.
April 13:
Starker, undurchdringlicher Nebel, - hielten es in einem kleinen, von schweren Eismassen umgebenen Wasser gehen; schlugen einige Robben. Wind Ost.
April 14:
Nachts schob das Eis zusammen und kamen in Besetzung. Wind N.0. - starker Nebel - sahen einige Robben, - machten “Fall' und erbeuteten etwa 150 Stück derselben. Von diesem Tage an waren wir bis zum 22. April beständig zwischen großen Eismassen eingeklemmt und trieben so mit dem dort südwestlichen Strome bis zwischen die an der Nordostgrenze vor der Insel Jan Mayen liegenden gefährlichen Klippen. Von dieser unserer kritischen Lage, nahmen wir erst dann Kenntnis, als am 16. April der dichte Nebel auf Augenblicke nur etwas dünner wurde, - wo wir uns in einiger Entfernung von weniger als einer halben Meile von der „sailrock“ in der „great wood bay“ sahen. Während dieser „enterte“ die Mannschaft, trotz der hohen Dünung und des Rollens der großen Eismassen, wovon das Schiff selbst mehrfach beschädigt wurde, einige hundert Robben. Alle Anstrengungen, die wir machten, um uns aus unserer verzweifelten Lage zu befreien, waren erfolglos; wir sahen uns im Gegenteil täglich mehr durch den bei südöstlichem Winde gerade in jene Bay laufenden Seegang und durch den furchtbaren Druck der 20 bis 30 Fuß dicken Eisstücke dem steilen Felsufer von Jan Mayen-Insel zugedrängt. Nur das zwischen diesem und dem Schiff zusammengedrängte Eis konnte uns für einige Zeit von einem fast unvermeidlichen Schiffbruch befreien.
April 21:
Endlich wurde es ziemlich hell. Der Wind lief westlich, und mit Hilfe der Segel nebst Brat- und Gangspill gelang es uns nach 30stündiger Arbeit, aus dem Eise in das offene Wasser zu gelangen. jetzt steuerten wir nordwestlich, dann nordöstlich, um den früher gesichteten Stapel von Jungrobben wieder zu erreichen. Allein, diese waren während der Zeit, welcher wir in Besetzung gewesen waren, von den alten Hunden schon verlassen worden und hatten sich nach allen Richtungen hin verteilt. Die anfängliche Aussicht, eine volle Ladung Robbenspeck zu erhalten, wurde dadurch bei der Größe des Schiffes und durch den kurzen Zwischenraum, den wir bei der herannahenden Fischzeit nur noch auf dem Robbenfang bleiben konnten, zunichte. Hätten wir am 9, April nicht das Unglück gehabt, einzufrieren, so würden wir mit dem Schiffe bis in das Centrum des so nahen Robbenstapels gelangt sein, - und anstatt der 500 Robben, die wir am 10. April schlugen, wäre es ein leichtes gewesen, ebenso viele Tausend an Bord zu bringen.“

Die Robben wurden meist mit Bootshaken, Knüppeln und sogenannten Hakapiks zur Strecke gebracht.
Hakapiks 


Des Weiteren schreibt der Commandeur Heinrich von Buttel, über die Ursache das 1846 keine Wal erbeutet wurde:
„Die letztjährige Fischerei war deshalb im allgemeinen so schlecht, weil der vorhergegangene Winter so außergewöhnlich gelinde gewesen ist, und daher die Walfische fast überall das zwischen den schweren Eisstücken liegende junge einjährige sehr dünne Eis, um Luft zu holen, leicht durchbrechen und sich unter dasselbe zurückziehen konnten, - anstatt man sie sonst nach auch nur gewöhnlichen starken Wintern an den Rändern der zusammengefrorenen Eisfelder antrifft, wo man sie alsdann leichter auffinden und auch leichter fangen kann, - indem sie dann, wenn sie bei ihrer Verfolgung auch Schutz unter dem Eise suchen, doch nach kurzer Zeit wieder genötigt sind, unter demselben herauszukommen, ohne welches sie unter der von ihnen nicht zu durchbrechenden Eisdecke ersticken würden."